Besonderes Gut mit herausragender Qualität: Earth Day am 22. April rückt Wasser in den Fokus

„Wasser macht Leben möglich! Ohne Wasser läuft nichts! Alles klar?“ – unter diesem Motto steht in Deutschland der Earth Day am 22. April. Prof. Dr. Malte Henrichs, Experte für Wasserwirtschaft und Stadtentwässerung, erklärt im Interview unter anderem, was man tun kann, um Wasser zu sparen und zu schützen.

Prof. Henrichs, Fachleute bezeichnen die Aufnahme und Abgabe von Wasser in einem Gebiet als Wasserhaushalt. Wo steht Deutschland da?

Der Klimawandel führt zu Wetteränderungen und das beeinflusst unseren Wasserhaushalt. Einerseits haben wir im Sommer längere Trockenphasen und andererseits im Winter etwas mehr Niederschlag. Das ist aber immer noch zu wenig Regen, um unsere Grundwasserreservoirs aufzufüllen. Zeitgleich kommt es im Sommer zu mehr Starkregenereignissen, die in Städten zu Überflutungen führen. Wenn man sich die Wetterphänomene im Münsterland anschaut, hatten wir 2014 das große Starkregenereignis, bei dem einige Gebiete überflutet wurden. Dagegen stand das extrem trockene 2018, als der Aasee umgekippt ist und viele Fische verendet sind. Das sehr nasse Jahr 2023 konnte die Defizite im Wasserhaushalt bis 2019 ausgleichen. Es fehlt jedoch noch ein weiteres nasses Jahr, um die Trockenheit von 2018 zu kompensieren. 

Wasser spielt auch im Rahmen von Extremwetter immer mehr eine Rolle. Wie kann man sich gegen Starkregen schützen?

Wir sollten erkennen, dass die Prävention von Starkregen eine Gemeinschaftsaufgabe ist. Bei kleineren Starkregenereignissen ist die Stadt mit ihren Maßnahmen gefragt, aber bei größeren Ereignissen brauchen wir Notwasserwege, beispielsweise multifunktionale Flächen wie Sportplätze oder Spielplätze, die geflutet werden können und somit das Wasser halten und nur langsam ablaufen lassen.

Jede und jeder Einzelne kann bei Regen nach draußen gehen und sehen, wo das Wasser hinläuft und Maßnahmen ergreifen. Eine davon ist der Einbau von Rückstauklappen, die verhindern, dass Wasser aus dem Kanal in das Gebäude zurückfließt.

Wie wichtig ist das Grundwasser für uns und wie groß ist der Vorrat?

Das Grundwasser ist extrem wichtig, da in unserer Region 75 Prozent des Trinkwassers aus ihm gewonnen wird. Aktuell sind die oberen Schichten des Grundwassers gut gefüllt. Das ist für die Landwirtschaft mitunter problematisch, weil die Böden dadurch zu nass sind. Doch in den unteren Schichten gibt es einen größeren Mangel.

Warum?

Das liegt vor allem an der Urbanisierung, die den stärksten Einfluss auf unseren Wasserhaushalt hat. Die Versiegelung von Flächen führt dazu, dass das Wasser nicht direkt im Boden gehalten wird und dem Grundwasser zusickert, sondern schnell abfließt oder verdunstet. Besser wäre es, Städte wie Schwämme zu planen, sogenannte „Schwammstädte“. Aktuelle Planungen zur Stadtentwässerung versuchen das und integrieren verschiedene Maßnahmen: Gründächer halten zum Beispiel das Wasser auf Dächern zurück und Versickerungsanlagen sammeln es, um es dem Grundwasser zuzuführen.

Die Stadt Münster etwa setzt bei Neubaugebieten und Konversionsflächen auf das Prinzip der wasserbewussten Stadtentwicklung. Das bedeutet, dass man sich den natürlichen Wasserhaushalt anschaut und nach der Bebauung die Bilanz genauso sein muss wie vorher. Um die Bilanz zu berechnen, kommt die Software WABILA zum Einsatz. Diese wurde von Wissenschaftler*innen unseres Fachgebiets Wasserwirtschaft und Stadtentwässerung entwickelt und wird inzwischen landesweit eingesetzt.

Was kann jede und jeder Einzelne zum Schutz des Trinkwassers tun?

Unsere Ressource Trinkwasser ist ein besonderes Gut mit einer herausragenden Qualität. Dafür muss es allerdings auch aufbereitet und transportiert werden. Um Wasser zu sparen, ist gesunder Menschenverstand wichtig: Blumenbeete bewässert man am besten nicht mit Trinkwasser. Führt da kein Weg dran vorbei, hilft eine Bewässerungsanlage, den Verbrauch zu verringern. Regen lässt sich prima in Zisternen oder Wassertonnen speichern und zum Gießen verwenden. Und ganz wichtig: Der braune Rasen im Sommer ist ein ästhetisches, aber kein Problem, das man mit Trinkwasser lösen sollte! Ein anderer Aspekt ist der Wasserfußabdruck jedes Menschen. Industriezweige wie Mode und Lebensmittel verbrauchen große Mengen Wasser. Es hilft, bewusster zu handeln und sich anzuschauen, wo Lebensmittel herkommen und wie Kleidung produziert wird.

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken